Der Auslöser
Lärmverschmutzung bezeichnet ein Phänomen, bei dem Umgebungsgeräusche und Lärm Einfluss auf das Leben von Menschen, Tieren und sogar Pflanzen nehmen können, bis zu einem gewissen Grad aber harmlos sind. Verursacht wird der Außenlärm weltweit vor allem durch Maschinen, Transportmittel, Verkehr, schlechte Stadtplanung, Industrie, Baugewerbe, Generatoren und Menschen mit ihren Unterhaltungsmedien. Beim Menschen können hohe Lärmpegel zu kardiovaskulären Störungen und zu einer erhöhten Inzidenz von Erkrankungen der Herzkranzgefäße führen. Bei Tieren wird das Todesrisiko erhöht, indem die Erkennung von Beutetieren und Vermeidung von Raubtieren erschwert wird, die Fortpflanzung und Navigation beeinträchtigt und zu einem dauerhaften Hörverlust führen kann. Da viele Tiere an der Verbreitung und Fortpflanzung von Pflanzen beteiligt sind, entsteht auch eine indirekte Auswirkung auf die Verbreitung verschiedener Pflanzenarten.
Mutation
Pflanzen können normalerweise drei äußere Umwelteinflüsse registrieren, die für ihr Wachstum eine Rolle spielen: Sie können Licht registrieren und sich dementsprechend ausrichten, die Schwerkraft wahrnehmen und ihre Wachstumsrichtung beeinflussen und Temperaturveränderungen „spüren“. Mittlerweile konnten sogar Reaktionen auf Schall festgestellt werden, indem Erbsen in Richtung von Wasserplätschern wachsen (welt.de). Da Pflanzen einen ganz anderen Lebenszyklus in Bezug auf ihre Lebensdauer haben, sind Langzeitfolgen von durch Menschen verursachter Lärmverschmutzung noch gar nicht klar. So könnte die Pflanzenwelt an lärmbelasteten Orten, wie in Städten, an Verkehrswegen, auf alten Bausubstanzen in Industriegebieten, Hafenanlagen oder Flughäfen allmählich mutieren und sonderbare Formen annehmen. Pilze als Überlebenskünstler können hier eine spezielle Nische beziehen. So bildet sich zum Beispiel im feuchten, modrigen Beton von ehemals lauten, von Dauerbeschallung überlasteten Industriegebäuden ein mutiertes Pilzmyzel, dessen Fruchtkörper der Stillepilz genannt wird. Amanita Silentia bezieht seine Wachstumsenergie zum Teil aus dem Geräuschpegel der Umgebung und nimmt im Endstadium selbst akustischen Einfluss auf seine Umwelt.
Entwicklung
Die Hüte sind in der Lage über ihre Lamellen Schwingungen zu erzeugen, wobei der sensible Organismus leicht verzögert und daher mit genau entgegengesetzter Phasenlage auf die Schwingungen in seinem Umfeld reagiert und dadurch schalldämpfend wirkt – ähnlich wie ein Noise-Cancelling Kopfhörer. Vom Myzel bis zum ausgebildeten Fruchtkörper durchlaufen die Pilze je nach Geräuschkulisse ein enormes Wachstum bis hin zu einer Stielhöhe von zwei Metern und einem Hutdurchmesser von einem Meter. In diesem Endstadium beginnen die Hüte sich von den Stielen zu lösen und auf Grund ihrer großen Fläche, des geringen Gewichtes und blasenartig eingelagertem Methan, das leichter ist als Luft, mit dem Wind zu schweben. Ähnlich einer Qualle, können sie ihre Schirme pulsierend zusammenziehen und zusätzlich zu den Gasreservoires die Flughöhe kontrollieren – immer auf der Suche nach Lärm.
Je stärker die Lärmbelastung am Wachstumsort,
desto schneller durchläuft der Pilz die Stadien bis zum flugfähigen Schirm.
Auswirkung
Mittlerweile haben sich ganze Schwärme zusammengerottet, mit Exemplaren, die bis zu 10 m Hutdurchmesser besitzen. Gerade in den Metropolen und an lauten Industriestandorten fallen die Pilzwolken ein und ersticken jedes Geräusch, wie in einem schallisolierten Raum. Bei geringer Flughöhe wirkt die Geräuschdämpfung am stärksten. Nach Ablauf ihrer Vegetationszeit sinken die großen Schirme lediglich zu Boden und zersetzen sich, wobei das leicht entzündliche Methan freigesetzt wird. Aber auch ihre am Boden verankerten Artgenossen breiten sich stark aus, und befallen ehemals oder aktuell lärmbelastete Orte, Gebäude und Objekte. Allmählich wird die gesamte städtische Geräuschkulisse diffus und dumpf. Ein Schleier wie bei starkem Schneefall drängt sich zwischen Wohn- und Industriegebiete, Autobahnen und Baustellen, Bahnhöfe und Einkaufszentren. Bisher kann keine von den Pilzen ausgehende Gefahr für den Menschen festgestellt werden. Augenzeugen beschreiben ein (oft positives) Gefühl des Kontrollverlustes, wenn die Pflanze aus eigenem Willen angenehme Ruhe verbreitet.
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